Valentinstag Gedichte
Gedichte zum Valentinstag:
Hohe Liebe (Ludwig Uhland, 1787 bis 1862)In Liebesarmen ruht ihr trunken,
Des Lebens Früchte winken euch;
Ein Blick nur ist auf mich gesunken,
Doch bin ich vor euch allen reich.
Das Glück der Erde miss' ich gerne
Und blick', ein Märtyrer, hinan,
Denn über mir in goldner Ferne
Hat sich der Himmel aufgetan.
Liebe (Hoffmann von Fallersleben, 1787 bis 1862)
Keine Sonne brachte den Tag,
Streute Farben auf Land und Meer,
Dunkle Nacht auf dem Erdkreis lag,
Öde war die Welt und leer.
Siehe, da leuchtet tief hinab,
Lächelt lieblich ein sonniger Strahl,
Und das Leben verläßt sein Grab,
Wandelt über Berg und Tal.
Liebe, du bist es, Himmelslicht!
Labender leuchtender Frühlingsschein!
Wenn mein Aug' im Tod einst bricht,
Wirst du auch drüben mein Herold sein.
Liebe schwört allein in Küssen (Martin Greif, 1839 bis 1911)
Liebe schwört allein in Küssen,
Anders ist ihr Wort nicht wahr,
Doch auch ohne selbst zu müssen,
Reicht sie Küsse willig dar:
Einen Kuß an jedem Morgen,
Wenn das Herz vom Schlaf erwacht,
Einen nach des Tages Sorgen,
Tausend Küsse in der Nacht.
Der Blumenstrauß (Ludwig Uhland, 1787 bis 1862)
Wenn Sträußchen, Blumen manche Deutung eigen,
wenn in den Rosen Liebe sich entzündet,
Vergißmeinnicht im Namen schon sich kündet,
Lorbeere Ruhm, Zypressen Trauer zeigen;
wenn, wo die andern Zeichen alle schweigen,
man doch in Farben zarten Sinn ergründet,
wenn Stolz und Neid dem Gelben sich verbündet,
wenn Hoffnung flattert in den grünen Zweigen:
So brach ich wohl mit Grund in meinem Garten
die Blumen aller Farben, aller Arten
und bring sie dir, zu wildem Strauß gereihet.
Dir ist ja meine Lust, mein Hoffen, Leiden,
mein Lieben, meine Treu, mein Ruhm, mein Neiden,
dir ist mein Leben, dir mein Tod geweihet.
Andenken (Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788 bis 1857)
Dein Bildnis wunderselig
hab ich im Herzensgrund,
das sieht so frisch und fröhlich
mich an zu jeder Stund.
Mein Herz still in sich singet
ein altes, schönes Lied,
das in die Luft sich schwinget
und zu dir eilig zieht.
Goldene Brücken (Emanuel Geibel, 1815 bis 1884)
Goldne Brücken seien
alle Lieder mir,
drauf die Liebe wandelt,
süßes Kind, zu dir.
Und des Traumes Flügel
soll in Lust und Schmerz
jede Nacht mich tragen
an dein treues Herz.
Blumengruß (Johann Wolfgang von Goethe, 1749 bis 1832)
Der Strauß, den ich gepflücket,
grüße dich viel tausendmal!
Ich hab mich oft gebücket,
ach, wohl ein tausendmal;
und ihn an’s Herz gedrücket;
wie hunderttausendmal!
Valentinstag (Johann Wolfgang von Goethe, 1749 bis 1832)
Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Hangen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt;
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt!
Ohne dich (Erich Fried, 1921-1988)
Nicht nichts,
ohne dich,
aber nicht dasselbe.
Nicht nichts,
ohne dich,
aber vielleicht weniger.
Nicht nichts,
aber weniger,
und weniger.
Vielleicht nicht nichts,
ohne dich,
aber nicht mehr viel.
Das Unverzeihliche (Friedrich Hölderlin, 1770-1843)
Wenn ihr Freunde vergesst, wenn ihr den Künstler höhnt,
Und den tieferen Geist klein und gemein versteht,
Gott vergibt es, doch stört nur
Nie den Frieden der Liebenden.
Liebesgedicht (William Shakespeare, 1564-1616)
Zweifle an der Sonne Klarheit,
Zweifle an der Sterne Licht,
Zweifl', ob lügen kann die Wahrheit,
Nur an meiner Liebe nicht.
Lieb (Johann Wolfgang von Goethe, 1749 bis 1832)
Woher sind wir geboren?
Aus Lieb'.
Wie wären wir verloren?
Ohn' Lieb'.
Was hilft uns überwinden?
Die Lieb'.
Kann man auch Liebe finden?
Durch Lieb'.
Was lässt nicht lange weinen?
Die Lieb'.
Was soll uns stets vereinen?
Die Lieb'.
Frage nicht (Nikolaus Lenau, 1802-1850)
Wie sehr ich dein, soll ich dir sagen?
Ich weiß es nicht und will nicht fragen;
Mein Herz behalte seine Kunde,
Wie tief es dein im Grunde.
O still! ich möchte sonst erschrecken,
Könnt ich die Stelle nicht entdecken,
Die unzerstört für Gott verbliebe
Beim Tode deiner Liebe.
Ich und Du (Friedrich Hebbel, 1813-1863)
Wir träumten voneinander
Und sind davon erwacht,
Wir leben, um uns zu lieben,
Und sinken zurück in die Nacht.
Du tratst aus meinem Traume,
Aus deinem trat ich hervor,
Wir sterben, wenn sich eines
Im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern
Zwei Tropfen, rein und rund,
Zerfließen in eins und rollen
Hinab in des Kelches Grund.
Liebesantrag (Frank Wedekind, 1864-1918)
Lass uns mit dem Feuer spielen,
Mit dem tollen Liebesfeuer;
Lass uns in den Tiefen wühlen,
Drin die grausen Ungeheuer.
Menschenherzens wilde Bestien,
Schlangen, Schakal und Hyänen,
Die den Leichnam noch beläst'gen
Mit den gier'gen Schneidezähnen.
Lass uns das Getier versammeln,
Lass es stacheln uns und hetzen.
Und die Tore fest verrammeln
Und uns königlich ergötzen.
Was frag' ich nach Zeit und Stunde (Hermann Conradi, 1862-1890)
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Wenn an deiner Brust ich lieg' -
Wenn ich küsse von deinem Munde
Der Liebe süßseligen Sieg!
Wenn ich küsse die weißen Brüste,
Den knospenden, schwellenden Leib -
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Bei solch holdem Zeitvertreib! ...
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Rast' ich auf Linnen, schneeweiß,
Bei dir und trink' dir vom Munde
Der Liebe süßseligen Preis!
Da füllt mich ein großes Genügen,
Mein wildes Begehren versinkt ...
Was frag' ich nach Zeit und Stunde,
Wenn die Welt wie verschollen mich dünkt! ...
An meine kleine Freundin (Georg Heym, 1887-1912)
Wer hätte das gedacht!
Das kam wohl über Nacht.
Denn als ich aufgewacht,
Da warst auf einmal du
Mein kleiner Herztyrann.
Sieh doch mal einer an,
Was Amor alles kann.
Schon weiß ich, was ich tu,
Damit du gnädig bist,
Und mich nicht gleich vergisst:
Ich mach dir dies Gedicht.
Ich hoff, es ist so schlicht,
So süß und zart wie du.
An die Geliebte (Karl Herloßsohn, 1804-1849)
Göttin mit dem Rosenmunde,
Mein ganzes Ich ist eine einz'ge Wunde,
Mein Herz ein Apfel, wo der Liebe Made
Sitzt drinnen und zerfrisst es ohne Gnade.
Den Teig deiner Reize knet' ich stets in meinen Sinnen,
Hoch geht er auf, als wäre Hefe drinnen;
Du bist ein Löschpapier, das meine Sinnen trinket,
Du bist ein Teich, worin mein Herz versinket.
Von hartem Pockenholz ist dein Herz gedrechselt,
Meine Seele hast du zu Spreu zerhexelt,
Mein Tränenstrom könnt' einen Fixstern löschen,
Doch kalt bleibst du, wie gesäugt von Fröschen.
Auf deinen Wangen lässt sich's botanisieren,
weil Rosen und Lilien dort florieren,
Und von der Lippen rotem Unterkissen
Hat Amor mich mit seinem Pfeil geschmissen.
Wie den Schneemann sich die Straßenbengel,
So aus Äther webten dich die Engel,
All' ihre Schönheit schenkten sie der Einen,
Dass sie nun selbst wie schwarze Kater scheinen.
Wie Hunde nach dem Hafen lechzen,
Wie Raben nach dem Aase krächzen,
Wie nach dem Blute dürst't der Floh,
Nach deiner Liebe ächz' ich so.
Die Uhren laufen vor Liebesglut schneller,
Das Eis vor Sehnsucht shmilzt in dem Keller,
Vor Liebespein brüllen die Mücken wie Kühe,
Graubärtige Eichen fall'n auf die Knie.
Könnt' ich deine Liebe dadurch erhalten,
Die Erde wollt' ich wie einen Käse spalten,
Ich schlüge die Sonne mit Keulen tot
Und brächte sie dir zum Abendbrot.
Ich kröche zum Schornstein der Welt hinaus,
Ich brächte dir eine Engelslaus,
Ich prügelte dem Mond die Hucke voll
Und würde zuletzt vor Liebe toll.